ICH WERDE KANDIDAT DER SED

Eines Tages Anfang 1950 sprach mich unser Parteisekretär, Karl Hanschke, an: „Kollege Krause, du hast dich im Betrieb fachlich ausgezeichnet entwickelt. Wir sind sehr zufrieden mit deiner Arbeit. Auch politisch bist du aktiv tätig und theoretisch hast du dich ebenfalls schon mit dem Marxismus – Leninismus beschäftigt. Was meinst du, währe es nicht an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun, und Kandidat unserer Partei, der SED, zu werden? Ich gebe dir mal einen Aufnahmeantrag und das Parteistatut. Im Statut kannst du nachlesen, welche Anforderungen an einen Genossen gestellt werden. Und wenn du zu der Auffassung kommst, du bist diesen Anforderungen gewachsen, dann füllst du den Antrag aus. Ich bereite dann alles für deine Aufnahme vor“.
„Weißt du, Kollege Hanschke, dein Vorschlag kommt mir etwas überraschend. Einen solchen Schritt muss man wirklich gründlich überlegen. Aber ich werde darüber nachdenken und sage dir dann Bescheid“, reagierte ich erst einmal etwas zögernd auf sein Angebot.
Albert, der Freund meiner Mutter, sah, wie ich im Statut las. Als Mitglied der SED und alter Kommunist, der schon in der Weimarer Republik aktiv am Klassenkampf teilgenommen hatte, war er erfreut über mein Interesse und redete mir zu, diesen Schritt, auch zur politischen Untermauerung meiner weiteren Entwicklung, unbedingt zu gehen.
Auch Feo Schneider, der Gebietssekretär der IG Metall in Guben, mit dem ich mich über den Gedanken austauschte, redete mir zu. Da er mich aus der gewerkschaftlichen Arbeit kannte und schätzte, bekundete er auch sofort seine Bereitschaft, für mich als Kandidaten der SED die Bürgschaft zu übernehmen.
So positiv beeinflusst, fiel es mir nicht mehr schwer, bei unserem Parteisekretär schriftlich die Aufnahme als Kandidat der SED zu beantragen.
Als ich den Antrag abgab, fragte mich Genosse Hanschke: „Du brauchst zwei Bürgen. Hast du die schon?“
„Kollege Schneider ist bereit, für mich zu bürgen“, informierte ich unseren Parteisekretär, „aber ein Bürge fehlt mir noch!“
„Das ist kein Problem. Ich bin bereit, für dich den zweiten Bürgen zu machen“, sicherte mir Genosse Hanschke zu.
Am 1. August 1950 fand die Mitgliederversammlung der BPO der SED des VEB GUS Gubener Eisenwerke statt, auf der ich als Kandidat der SED aufgenommen wurde. Genosse Schneider hatte schriftlich seine Bürgschaft für mich eingereicht. Genosse Hanschke trug sie auf der Mitgliederversammlung mündlich vor. Nachdem ich meinen Antrag begründet, und kurz meinen Lebenslauf geschildert hatte, ließ Genosse Hanschke über meinen Antrag abstimmen. Ich wurde von den Genossen unserer Grundorganisation einstimmig als Kandidat aufgenommen, was von allen mit Beifall begrüßt wurde. Es war sehr feierlich, als mich unser Parteisekretär zur Aufnahme beglückwünschte, mir meine Kandidatenkarte und einen Blumenstrauß überreichte und mir für die kommenden eineinhalb Jahre, solange ging damals die Kandidatenzeit, in der ich mich bewähren musste, alles Gute wünschte.
1951 habe ich in Guben die Parteiüberprüfung mitgemacht.
An der FDGB–Schule in Bärenklau und Bestensee hatte ich gute Möglichkeiten, mich als Kandidat zu bewähren. Ich habe während dieser Zeit auch am Parteilehrjahr, im Zirkel „Geschichte der KPdSU, kurzer Lehrgang“ erfolgreich teilgenommen.
Am 17. April 1952, zwei Wochen vor Beginn meines Parteischulbesuches an der Landessonderschule der SED in Ludwigsfelde, wurde ich von der BPO der FDGB Landesschule in Bestensee als Mitglied aufgenommen.
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