EINSCHULUNG

Wenn man jung ist, nimmt man alles leichter. Wenn mich damals jemand fragte: „Na, Werner, freust du dich auf die Schule?“, sagte ich deshalb auch wohlgemut „Ja!!!“, ohne mich der Tragweite meiner Antwort bewusst zu sein.
Meine Mutter nähte mir zum Schulbeginn einen neuen Anzug, dem ‚Zeitgeschmack‘ entsprechend aus mostrich-braunem Stoff. Mein Vater kaufte eine neue Schulmappe. Da er sich als Schuhmacher mit Leder auskannte, war es ein solider stabiler Ranzen aus Rindleder. Er begleitete mich alle acht Klassen der Volksschule. Ich benutzte ihn auch noch als Lehrling, dann allerdings nicht mehr mit Riemen auf dem Rücken, sondern mit einem Tragegriff, wie eine Aktentasche.

Meine Zuckertüte zur Einschulung 1934
In meinem Schulranzen befanden sich die Lesefibel, das Rechenbuch und die damals obligatorische Schiefertafel, auf der einen Seite mit Linien für die Sütterlinschrift und auf der anderen Seite mit Kästchen zum Rechnen. An der Tafel waren an Schnüren ein Schwamm zum feucht abwischen und ein Lappen zum abtrocknen der Tafel befestigt, die außerhalb der Map-pe herumbaumelten. Schließlich war auch noch ein Griffelkasten Bestandteil des Mappeninhalts.

Ich hätte so gerne einen Grif-felkasten gehabt, der zweiteilig war. Wenn man den Schieber zum Verschließen des Kastens etwas zurück schob, konnte man den oberen Teil seitlich weg-schwenken, um an den unteren Teil zu gelangen. Viele meiner Mitschüler hatten zu meinem Leidwesen so einen schönen zweiteiligen Griffelkasten. Ich bekam aber nur einen Einteiligen! Meine Enttäuschung war groß!!
Um unseren Eintritt in das Schulleben zu versüßen, gab es auch zur damaligen Zeit schon eine große Zuckertüte, gefüllt mit den köstlichsten Leckereien. Ich konnte mich nicht beklagen, meine Tüte war groß und schwer. Ich hatte zu tun, sie zu tragen, wie man auf dem Foto zu meiner Einschulung sehen kann. Aber einen kleinen Wermutstropfen gab es dennoch; als ich auf dem Grund meiner Zuckertüte angekommen war, fand ich in der Spitze keine Tüte mit Bonbon, wie das bei Tüten anderer Kinder der Fall gewesen war. In meiner Zuckertüte war die Spitze, sicher aus berechtigten Sparsamkeitsgründen, nur mit Zeitungspapier ausgestopft.
Ich kam am 28. März 1934 in die Abteilung ‚4‘ der zweiten Klasse der zweiklassigen Volksschule in Wallwitz.
Meine Lehrerin war Fräulein Ursel Eisleb.

Die zweiklassige Volksschule in Wallwitz
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