ICH WERDE LEHRER AN DER FDGB-SCHULE

Die drei Monate FDGB-Landesschule gingen zu Ende und jeder von uns begann an die Zeit danach zu denken. Viele hatten eine klare Perspektive, die schon mit der Delegierung festgelegt war.
Ich hatte eine solche klare Zukunftsaussicht nicht. Da ich in Frankfurt (Oder) wohnte, war es recht unwahrscheinlich, dass ich weiter als Modelltischler in Guben arbeite. Die Übergangszeit vom Umzug nach Frankfurt (Oder) bis zum FDGB-Schulbesuch, während der ich weiter als Modelltischler in Guben gearbeitet hatte, war schon recht beschwerlich gewesen. Ich machte mir also ernsthaft Gedanken darüber, wie es mit mir in Zukunft weiter gehen sollte.
Da mischte sich, wie schon so oft in meinem Leben, das Schicksal glücklicher Weise hilfreich ein.
Mein Seminarlehrer, Kollege Schulz, nahm mich eines Tages zur Seite und fragte mich: „Kollege Krause, hast du nicht Lust, an unserer Schule als Lehrerassistent zu bleiben?“
Nachdem sich meine erste Überraschung gelegt hatte, fragte ich doch recht skeptisch: „Traut ihr mir denn so etwas zu?“
„Wir meinen, dass du gute Voraussetzungen dafür mitbringst, und wenn du ernsthaft daran arbeitest, wird bestimmt ein guter Propagandist aus dir“, zerstreute Kollege Schulz meine Bedenken.
Ich war nicht wenig stolz darauf, das man mir so etwas zutraute. Auf solch einen Gedanken wäre ich selbst nie gekommen. Der Vorschlag kam mir aber doch ein wenig überraschend und ich bat mir Bedenkzeit aus.
„Überlege aber nicht zu lange, denn wir müssen ganz schnell unseren Vorschlag dem Bundesvorstand zur Bestätigung einreichen“, mahnte mich Kollege Schulz zu einer schnellen Entscheidung.
Doch so leicht war die Entscheidung nicht. Ich hatte immerhin zu erwägen, ob ich meine alte Freiheit behalten, oder sie für die, doch recht harte Schuldisziplin, aufgeben sollte? Die Lehrer wohnten ja damals an der Schule und hatten, wenn ein Lehrgang lief, wenig persönliche Freiheit.
Nach gründlicher Prüfung aller Für und Wider sagte ich zu!
Ich kündigte in meinem Betrieb, der mir ein schmeichelhaftes Zeugnis ausstellte. Auch die Beurteilung des Ortsvorstandes der IG Metall war positiv.
Am 1. Juli 1951 begann ich an der FDGB-Schule in Bestensee meine neue Tätigkeit als Lehrerassistent.
Das Orakel meiner Urgroßmuter, dass aus mir einmal ein Lehrer werden würde, schien sich nun doch noch zu erfüllen; wenn auch etwas anders, als sie es sich vorgestellt hatte.

Das Abschlusszeugnis vom Betrieb nach meiner Kündigung
Beurteilung meiner gewerkschaftlichen Tätigkeit im Ortsvorstand Guben der IG Metall
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